Mansplaining: Definition, Ursachen, Auswirkungen und mögliche Handlungsmöglichkeiten
Kyra Laudor
Kyra Laudor
„Woman, let me explain the world to you!“ Sei es im Job, auf Social Media oder im privaten Umfeld – für viele Frauen ist es kein seltenes Geschehen, dass Männern ihnen ungefragt Dinge erklären, sondern Teil des Alltags. Vor allem Frauen in Führungspositionen erleben diese Form von Alltagssexismus häufig und reagieren nur selten darauf. Dabei handelt es sich bei diesem Gesprächsverhalten um ein ziemlich problematisches Phänomen: dem Mansplaining.
Solnit bezeichnete das Phänomen als eine „Kreuzung von übertriebenem Selbstbewusstsein und Ahnungslosigkeit, an der ein Teil des Geschlechts stecken bleibt“. Für sie bestätigte dieses Ereignis beispielhaft ihre Theorie, dass sich ein Großteil der Männer fälschlicherweise von vornherein als die kundigeren und dominanteren Gesprächspartner identifizierten. Dieses Verhalten äußere sich vor allem durch ein ständiges Unterbrechen ihres Gegenübers, mit dem der Erklärende seine überlegende Haltung verdeutlichen wolle. Solnit lieferte mit diesem intensiv diskutierten Artikel, der als Basis für ihr erfolgreiches Buch zum Thema diente, eine Definition für das Phänomen Mansplaining. Trotzdem ist sie nicht die Urheberin des Wortes. Erstmals tauchte der Begriff nämlich vor ungefähr acht Jahren in feministischen Blogs in den USA auf, wobei unklar bleibt, wer ihn genau erfunden hat. Seit 2012 hat sich der Begriff auch in den Medien etabliert und wird Solnit zufolge häufig missinterpretiert und inflationär angewendet. Denn natürlich ist nicht jedes Mal, wenn ein Mann (einer Frau) etwas erklärt, von Mansplaining zu sprechen. Ab wann es sich nun um Mansplaining handelt, visualisierte Kim Goodwin in einem Schaubild, welches sie auf Twitter teilte. Mithilfe dieses Leitfadens kann man(n) zu einer Antwort gelangen. Dabei sind drei Faktoren relevant:
Erstens: Wird um eine Erklärung gebeten?
Es muss vor dem Gespräch eine Frage explizit gestellt worden sein, oder aber der Mann muss in einer Position sein, in der er seinem Gegenüber etwas erklären soll, wie zum Beispiel bei einem Lehrer oder einem Manager. Wenn die Erklärung abgelehnt wird und sich der Mann dennoch das Recht rausnimmt, darüber zu sprechen, ist dies als respektlos zu werten und es handelt sich definitiv um Mansplaining.
Zweitens: Ist die Einschätzung der Kompetenz richtig?
Wenn der Mann seine eigenen Kompetenzen überschätzt und die Frau und ihr Wissen nicht ernst nimmt, obwohl sie sich mit dem Thema bereits auskennt, so ist ebenso von Mansplaining zu sprechen.
Und drittens: Wie beeinflussen Vorurteile die Interpretation dieser beiden vorherigen Fragen?
Im Zuge der Sozialisation hat die Gesellschaft Männern beigebracht, ihrer eigenen Stimme mehr Wert beizumessen als der ihrer weiblichen Mitmenschen. Deshalb denken Männer oft, dass Frauen über weniger Intelligenz und Kompetenz verfügen. Als Grund dafür sind unterschiedliche Geschlechterrollen und die damit einhergehenden Verhaltensweisen, die Kinder bereits von klein auf anerzogen werden, zu nennen. Die Normalisierung von Mansplaining beginnt also bereits mit (widersprüchlichen) soziokulturellen Vorstellungen wie die von der „jungen Dame“ und dem „wilden Jungen“ (nach dem Motto „boys will be boys“). Mädchen wird gelehrt, ein eher unterwürfiges Verhalten zu wählen, wohingegen Jungen mehr darin bestärkt werden, dominante Verhaltensweisen auszuüben. Diese Persönlichkeitsmuster bleiben auch im Erwachsenenalter erhalten und beeinflussen die Gesellschaft und ihre Menschen darin, sprachlich und kulturell.
Mansplaining ist also eines von vielen Phänomen, das die Unterdrückung und Abwertung von Frauenstimmen mehr als deutlich macht. Auf persönlicher Ebene zeigen sich die Folgen dieses asymmetrischen Gesprächsverhaltens in einem verringerten Selbstwertgefühl und verstärkten Zweifeln an den eigenen Fähigkeiten. Auch gesamtgesellschaftlich hat es verheerende Auswirkungen, da es Frauen davon abhält, für ihre Meinungen einzustehen und sich Gehör zu verschaffen. Solnit schreibt in diesem Zusammenhang von dem „rutschigen Abhang des Schweigens“. Mansplaining, so Solnit, sei neben zahlreichen physischen Formen, wie zum Beispiel der Belästigung auf der Straße, eine weitere, hier rein verbale Methode, um Frauen einzuschüchtern und systematisch zum Schweigen zu bringen.
Leider wird dem Phänomen des Mansplaining trotz offensichtlicher Beweise häufig die Existenz abgesprochen oder (es wird) als missverstandenes, gut gemeintes Gesprächsverhalten verharmlost. Und ja, der Großteil von Mansplaining geschieht unbewusst durch die im Rahmen der Sozialisation erlernten stereotypischen Rollenbilder. Doch gerade dies sollte uns Menschen und vor allem Männern doch die Notwendigkeit einer Bewusstmachung dieses Verhaltens klar machen. Es gilt, sich für das Thema zu sensibilisieren und das eigene Verhalten zu reflektieren. Als erster Leitfaden könnte zum Beispiel das Diagramm von Goodwill dienen, welches auch in konkreten Situationen angewendet werden kann. Außerdem funktioniert Mansplaining nur so lange, wie dem Erklärenden zugehört wird. Die folgenden Punkte stellen deshalb Handlungsmöglichkeiten vor, die in dieser unangenehmen Situation angewendet werden können.
Generell gilt es immer, möglichst Ruhe zu bewahren und sowohl Stimme als auch Körpersprache bewusst einzusetzen. Klare Ansprachen, eine aufrechte Haltung sowie ein direkter Blick suggerieren Selbstsicherheit und können dazu beitragen, dass das Gegenüber einen auf Augenhöhe wahrnimmt. Logischerweise wäre der erste Schritt, die mansplainende Person diplomatisch auf die Situation hinzuweisen oder (in dem Fall, dass man bereits unterbrochen wurde) zu bitten, einen ausreden zu lassen. Auch Ich-Botschaften wie „Mir ist aufgefallen, dass…“ oder direkte Gegenfragen („Wie kommen Sie auf die Idee, dass Sie mir diesen Sachverhalt erklären müssen?“) sollten der anderen Person die Wichtigkeit des Anliegens zu verstehen geben. Schließlich ist der konsequente Abbruch der Konversation je nach Gesprächsverlauf die wohl einzige Lösung, sich aus der Situation zu befreien. Obwohl die Eskalation eines Gesprächs niemals das Ziel sein sollte, müssen vor allem Frauen lernen, unangemessenes Verhalten von Männern nicht zu verharmlosen und zu ertragen, sondern für sich selbst einzustehen.
Solnit bezeichnete das Phänomen als eine „Kreuzung von übertriebenem Selbstbewusstsein und Ahnungslosigkeit, an der ein Teil des Geschlechts stecken bleibt“. Für sie bestätigte dieses Ereignis beispielhaft ihre Theorie, dass sich ein Großteil der Männer fälschlicherweise von vornherein als die kundigeren und dominanteren Gesprächspartner identifizierten. Dieses Verhalten äußere sich vor allem durch ein ständiges Unterbrechen ihres Gegenübers, mit dem der Erklärende seine überlegende Haltung verdeutlichen wolle. Solnit lieferte mit diesem intensiv diskutierten Artikel, der als Basis für ihr erfolgreiches Buch zum Thema diente, eine Definition für das Phänomen Mansplaining. Trotzdem ist sie nicht die Urheberin des Wortes. Erstmals tauchte der Begriff nämlich vor ungefähr acht Jahren in feministischen Blogs in den USA auf, wobei unklar bleibt, wer ihn genau erfunden hat. Seit 2012 hat sich der Begriff auch in den Medien etabliert und wird Solnit zufolge häufig missinterpretiert und inflationär angewendet. Denn natürlich ist nicht jedes Mal, wenn ein Mann (einer Frau) etwas erklärt, von Mansplaining zu sprechen. Ab wann es sich nun um Mansplaining handelt, visualisierte Kim Goodwin in einem Schaubild, welches sie auf Twitter teilte. Mithilfe dieses Leitfadens kann man(n) zu einer Antwort gelangen. Dabei sind drei Faktoren relevant:
Erstens: Wird um eine Erklärung gebeten?
Es muss vor dem Gespräch eine Frage explizit gestellt worden sein, oder aber der Mann muss in einer Position sein, in der er seinem Gegenüber etwas erklären soll, wie zum Beispiel bei einem Lehrer oder einem Manager. Wenn die Erklärung abgelehnt wird und sich der Mann dennoch das Recht rausnimmt, darüber zu sprechen, ist dies als respektlos zu werten und es handelt sich definitiv um Mansplaining.
Zweitens: Ist die Einschätzung der Kompetenz richtig?
Wenn der Mann seine eigenen Kompetenzen überschätzt und die Frau und ihr Wissen nicht ernst nimmt, obwohl sie sich mit dem Thema bereits auskennt, so ist ebenso von Mansplaining zu sprechen.
Und drittens: Wie beeinflussen Vorurteile die Interpretation dieser beiden vorherigen Fragen?
Im Zuge der Sozialisation hat die Gesellschaft Männern beigebracht, ihrer eigenen Stimme mehr Wert beizumessen als der ihrer weiblichen Mitmenschen. Deshalb denken Männer oft, dass Frauen über weniger Intelligenz und Kompetenz verfügen. Als Grund dafür sind unterschiedliche Geschlechterrollen und die damit einhergehenden Verhaltensweisen, die Kinder bereits von klein auf anerzogen werden, zu nennen. Die Normalisierung von Mansplaining beginnt also bereits mit (widersprüchlichen) soziokulturellen Vorstellungen wie die von der „jungen Dame“ und dem „wilden Jungen“ (nach dem Motto „boys will be boys“). Mädchen wird gelehrt, ein eher unterwürfiges Verhalten zu wählen, wohingegen Jungen mehr darin bestärkt werden, dominante Verhaltensweisen auszuüben. Diese Persönlichkeitsmuster bleiben auch im Erwachsenenalter erhalten und beeinflussen die Gesellschaft und ihre Menschen darin, sprachlich und kulturell.
Mansplaining ist also eines von vielen Phänomen, das die Unterdrückung und Abwertung von Frauenstimmen mehr als deutlich macht. Auf persönlicher Ebene zeigen sich die Folgen dieses asymmetrischen Gesprächsverhaltens in einem verringerten Selbstwertgefühl und verstärkten Zweifeln an den eigenen Fähigkeiten. Auch gesamtgesellschaftlich hat es verheerende Auswirkungen, da es Frauen davon abhält, für ihre Meinungen einzustehen und sich Gehör zu verschaffen. Solnit schreibt in diesem Zusammenhang von dem „rutschigen Abhang des Schweigens“. Mansplaining, so Solnit, sei neben zahlreichen physischen Formen, wie zum Beispiel der Belästigung auf der Straße, eine weitere, hier rein verbale Methode, um Frauen einzuschüchtern und systematisch zum Schweigen zu bringen.
Leider wird dem Phänomen des Mansplaining trotz offensichtlicher Beweise häufig die Existenz abgesprochen oder (es wird) als missverstandenes, gut gemeintes Gesprächsverhalten verharmlost. Und ja, der Großteil von Mansplaining geschieht unbewusst durch die im Rahmen der Sozialisation erlernten stereotypischen Rollenbilder. Doch gerade dies sollte uns Menschen und vor allem Männern doch die Notwendigkeit einer Bewusstmachung dieses Verhaltens klar machen. Es gilt, sich für das Thema zu sensibilisieren und das eigene Verhalten zu reflektieren. Als erster Leitfaden könnte zum Beispiel das Diagramm von Goodwill dienen, welches auch in konkreten Situationen angewendet werden kann. Außerdem funktioniert Mansplaining nur so lange, wie dem Erklärenden zugehört wird. Die folgenden Punkte stellen deshalb Handlungsmöglichkeiten vor, die in dieser unangenehmen Situation angewendet werden können.
Generell gilt es immer, möglichst Ruhe zu bewahren und sowohl Stimme als auch Körpersprache bewusst einzusetzen. Klare Ansprachen, eine aufrechte Haltung sowie ein direkter Blick suggerieren Selbstsicherheit und können dazu beitragen, dass das Gegenüber einen auf Augenhöhe wahrnimmt. Logischerweise wäre der erste Schritt, die mansplainende Person diplomatisch auf die Situation hinzuweisen oder (in dem Fall, dass man bereits unterbrochen wurde) zu bitten, einen ausreden zu lassen. Auch Ich-Botschaften wie „Mir ist aufgefallen, dass…“ oder direkte Gegenfragen („Wie kommen Sie auf die Idee, dass Sie mir diesen Sachverhalt erklären müssen?“) sollten der anderen Person die Wichtigkeit des Anliegens zu verstehen geben. Schließlich ist der konsequente Abbruch der Konversation je nach Gesprächsverlauf die wohl einzige Lösung, sich aus der Situation zu befreien. Obwohl die Eskalation eines Gesprächs niemals das Ziel sein sollte, müssen vor allem Frauen lernen, unangemessenes Verhalten von Männern nicht zu verharmlosen und zu ertragen, sondern für sich selbst einzustehen.
Recherche: Anna von Stein, Lorena Wierschem